Heidegger, Martin, Philosoph (1889-1976).

Eigenhändiger Brief ohne Unterschrift Freiburg im Breisgau, Rötebuckweg 47, 23. VI. 1950, Kl.-4° (ca. 20,5 x 15 cm). 4 Seiten auf 2 Blättern.

Nicht vorrätig

Beschreibung

Hochinteressanter, langer Brief über das 1950 erschienene Buch „Die Seinsfrage bei Martin Heidegger“ von Egon Vietta (1903-1959); an Wilm Geyer im Verlag Curt E. Schwab in Stuttgart, links oben als „Durchschlag“ bezeichnet: „[…] Ich danke Ihnen für die Zusendung der Korrekturfahnen des Viettaschen Buches. Es ist mit Ernst und lebendig und geschickt aber an vielen Stellen nicht gründlich genug geschrieben. Die Schrift würde gewinnen, wenn sie noch längere Zeit lagern könnte. S. 8 habe ich das aus einem Privatdruck entnommene und an der Stelle auch nicht notwendige Zitat gestrichen. S. 9 ist die Anführung des Briefes an Sartre überhpt. überflüssig; er sollte im Hinblick auf einen von S. angekündigten Besuch durch einen Dritten überbracht werden; ich habe nie eine Antwort u. auch keinen Besuch bekommen. S. 15 ist die Stelle über die ‚Blutsbande‘ unverständlich. S. 18 kann die Anmerkung über Bühlerhöhe weg bleiben; sie entstammt einem ganz persönlichen Gespräch. S. 22 muß das Schema gestrichen werden; solche Aushilfen machen das Denken starr, statt es in der Bewegung zu halten [… es folgen noch zwei weitere Korrekturvorschläge …] Das Schlußkapitel ist in dieser Form unmöglich. Das mit gutem Spürsinn angeführte Problem der Geschichte ist viel zu wesentlich u. zu schwierig, als daß es so leichterhand auch nur dargestellt werden konnte. Viel gemäßer wäre ein Schluß, der auf den griechischen Anfang des Denkens zurück wiese, welcher Anfang in gewandelter Weise in meinem Denken gegenwärtig wird. So käme das Ganze zum Schluß in einen guten Einklang mit dem ausgezeichneten Titelbild, das mir sehr gefällt. Die Titelfrage ist schwierig, weil […] ein kurzer Titel nötig ist. ‚Die Sicht des Menschen bei M. H.‘ hat zwei Mängel; einmal erinnert das ‚bei‘ allzu fatal an Doktordissertationen; zum anderen erweckt der Titel den Anschein, in meinem Denken sei die Anthropologie das Zentrale, während meine Denkung doch gerade davon wegführen soll. Ich schlage vor als Haupttitel: ‚Die Seinsfrage.‘ […] Meine Durchsicht bedeutet keine Autorisation […]“