Grass, Günter, Schriftsteller und Nobelpreisträger (1927-2015).

Eigenh. Manuskript mit Namenszug am Kopf. Ohne Ort, 10. I. 1971, Fol. 1 Seite.

Nicht vorrätig

Beschreibung

„In Ermangelung“. Seite 1 (von ca. 3) der eigenhändigen Niederschrift der ersten Fassung eines politischen Manuskripts. Der Text erschienen erstmals am 16. Januar 1971 in der „Süddeutschen Zeitung“, München; Wiederabdruck in: Günter Grass, Der Bürger und seine Stimme, 1974, S. 207-09: „Die Deutschen haben es mit der Nation, weil sie eine zu bilden nicht im Stande gewesen sind. Hundert Jahre lang musste ein Surrogat, das Bismarcksche Reich, herhalten; doch dieses von Anbeginn auf Krieg gegründete und dem Popanz Macht verpflichtete Reich zerbrach spätestens im Mai 1945. Seitdem halten sich vage Sehnsucht nach und prüder Abscheu vor dem Begriff Nation die Waage; wie auch in anderen Existenzfragen neigen die Deutschen dazu, extreme Standpunkte zu suchen, zu befestigen und mit viel Aufwand an Geist, Hybris und Menschenmaterial zu verteidigen.So auch zur Zeit: gewollt ungewollt schlittern die Bevölkerung und die politischen Gruppen der Bundesrepublik in das, wie wir wissen, Gegner in Feinde verwandelnde Kräftemessen der Polarisierung hinein. Im zweiten Deutschland haben sich die alleinigen Machtinhaber schon seit geraumer Zeit für den separatistisch-nationalistischen Kurs entschieden und aus horribler Mischung – Stalinismus plus Preußentum – die Deutsche Demokratische Republik entstehen lassen […]“ – Grass arbeitete meist auf der Schreibmaschine, eigenhändige Manuskripte sind daher sehr selten.