Beschreibung
Erste, unkorrigierte und verworfene Fassung . – Slg. Kippenberg 1288. – In heutigen Todesanzeigen erfahren wir in der Regel sehr wenig über den Verstorbenen. Man liest das Datum, die Namen der Hinterbliebenen und einige feierliche Abschiedsworte. Um 1830 gestaltete man diese Anzeigen doch etwas detaillierter. In der von Ottilie von Goethe verfassten Annonce wird die Todesursache und der Todeszeitpunkt Johann Wolfgang von Goethes sehr genau dargestellt. Erich Ebstein hat die Umstände in einer grundlegenden Studie genauer dargestellt. Er schreibt, „daß die von Ottilie unterzeichnete Todesanzeige zwei verschiedene Fassungen aufweist. So heißt es in der im ‚Weimarischen Wochenblatt‘ (No. 25 vom 27. März 1832) […] abgedruckten Anzeige, daß Goethe ’nach kurzem Krankseyn, am Stickfluß in Folge eines zurückgeworfenen Katharrhalfiebers‘ gestorben sei, während die andere Fassung Goethe am Stickfluß in Folge eines ’nervös gewordenen Katharrhalfiebers‘ sterben läßt. Wie diese voneinander so erheblich abweichenden Fassungen zustande gekommen sind, darüber können wir nur Vermutungen anstellen. Sie liegen beide […] in Einzeldrucken vor; versandt worden ist aber nur die mit der Version des ’nervös gewordenen Katharrhalfiebers‘, während die andere zwar im Weimarer Lokalblatt veröffentlicht wurde, als Sendeblatt jedoch zurückgezogen worden sein muß. Es scheint, als ob man unter einem zurückgeworfenen ein rückfällig gewordenes Fieber zu verstehen habe, was der Arzt zum Vorwurf gegen sich ausgelegt zu sehen befürchten konnte.“ (Erich Ebstein, An welcher Krankheit starb Goethe? In: Jb. der Slg. Kippenberg, Bd. I., S. 313 f., mit Abbildung der beiden Fassungen). – Ottilie, die ein sehr enges Verhältnis zu ihrem Schwiegervater hatte, war die Frau von Goethes einzigem Sohn August, der bereits 1830 verstorben war. Walther, Wolf und Alma von Goethe waren die Enkel aus dieser Verbindung. – Die verworfene Fassung weist ausser dem geänderten Text ein auf dem Kopf stehendes „o“ im Vornamen auf. Außerdem wurde für die endgültige Fassung eine etwas schmalere schwarze Umrandung gewählt. – Breitrandiger Abzug, etwas gebräunt. – Die zweite Fassung wurde in einer Berliner Auktion im März 2018 bei 10.000.- Euro zugeschlagen.