Beschreibung
An seine Schwester Amalie von Preußen (1723-1787), Komponistin und Äbtissin in Quedlinburg: „Ma chere soeur. Je me suis fait trainér ici pour reprendre quelque peu de forces, La Fièvre m’a abandoné et je compte de me mettre le 7 en marche pour la Saxse, ne craignéz rien ma chere soeur pour ma personne. L’amour de la patrie et le Zele pour ses Interets me feront tout soutenir, je Crois que la paix se fera cet hivér il y a toute aparance et ce sera un grand bien, j’espere, apres tout ce que mon frere a fait que la paix sera bonne et je tácherai d’y contribuér de mon mieux; vos profettes souflent le froid et le chaux; ils se tirent d’ambaras par des Strapades, comme le font tout les Imposteurs; Les barbares sont en pologne, et Loudon me donne encore quelque occupation, je Luy oppose Fouquet, qui m’en tiendera compte. enfin, après l’état Dessesperé ou ont eté nos affaires, nous revenons sur L’Eau, et Malgré toute L’Europe Liguée, nous nous retrouverons pressisément dans l’Etat ou nous avons été L’hivér passé, c’était tout ce que nous pouvions Esperér. ma faiblesse m’empeche de Vous en dire davantage, j’ai encore peine a ecrire et il faut malgré moy me bornér a vous assurér de la Tendresse Infinie avec laquelle je suis, Ma chere soeur | Votre fidele frere et serviteur […]“ – Übersetzungsversuch: „[…] Ich habe mich hierher bringen lassen, um wieder etwas zu Kräften zu kommen. Das Fieber hat mich verlassen und beabsichtige, mich am 7. nach Sachsen in Marsch zu setzen. Fürchten Sie nichts für meine Person: Die Liebe zum Vaterland und die Sorge um dessen Vorteil lassen mich alles ertragen. Ich glaube, dass der Friede allem Anschein nach diesen Winter geschlossen wird und das wäre sehr gut. Ich hoffe, dass nach alldem was mein Bruder getan hat, dass der Friede gut wird und ich werde versuchen meinen besten Beitrag dazu zu leisten. Eure Propheten blasen Kälte und Wärme, sie entziehen sich der Schwierigkeiten wie alle Betrüger. Die Barbaren sind in Polen, und Loudon gibt mir noch einige Beschäftigung, ich stelle ihm Fouqué entgegen, der mich darüber auf dem laufenden hält. Endlich kommen wir, nach dem verzweifelten Zustand unserer Angelegenheiten wieder aufs Wasser, und obwohl ganz Europa verbündet ist, befinden wir uns wieder genau in derselben Lage wie im letzten Winter. Das war alles was wir hoffen konnten. Meine Schwäche hindert mich Ihnen mehr davon zu sagen. Ich habe noch Mühe beim Schreiben, und ich muss mich einschränken, Sie meiner unendlichen Zärtlichkeit zu versichern, mit der ich Ihr treuer Bruder und Diener bin.“ – Hochinteressanter und sehr perönlicher Familienbrief aus der Mitte des Siebenjährigen Krieges (1756-1763). Nach dem katastrophalen Ausgang der Schlacht bei Kunersdorf im August 1759 war Friedrich II. krank und deprimiert. Am Abend der Schlacht übertrug er daher den Oberbefehl auf seinen Bruder Prinz Heinrich und versuchte in Glogau wieder zu Kräften zu kommen. Er hatte Glück: die gegnerischen Österreicher und Russen warteten zwei Wochen ab, bis sie überraschender Weise am 1. September ostwärts abrückten. Friedrich und Preußen waren vorerst einmal sicher. Erwähnt sind die Feldherren Gideon Ernst Freiherr von Laudon (auch Laudohn oder Loudon; 1717-1790) und Heinrich August de la Motte Fouqué (1698-1774). – Orthographisch modernisierter Abdruck in: Oeuvres Bd. 27, Tl. 1 (1856), S. 455-56: Correspondance de Frédéric avec sa soeur Amélie, abbesse de Quedlinbourg.