Freiligrath, Ferdinand, Schriftsteller (1810-1876).

Eigenhändiger Brief mit Unterschrift Barmen, „Comptoir“, 20. XI. 1838, Gr.-4°. 1 1/2 Seiten. Doppelblatt mit Adresse „Privatim. Gleich zu übergeben.“.

Nicht vorrätig

Beschreibung

An den Buchhändler Wilhelm Langewiesche (1807-1884) in Barmen: „[…] Ich bin mehr als traurig, und weiß vor Scham und Betrübniß nicht, was ich Dir sagen soll. – Der Wein, der Wein! – Es ist mir nicht recht erinnerlich mehr, ob ich Dir gestern, durch dein Verweigern neuer Flaschen provocirt, beleidigende Worte zugerufen habe – wenn es geschehen ist […] so vergib, wie Du mir schon so oft vergeben hast, und glaube mir es, was ich Dir jetzt bei Allem, was mir heilig und theuer, zuschwöre: mein Herz hat keinen Theil an dem, was ich in einem solchen Zustande ausstoße! – Ich möchte blutige Thränen weinen, wenn ich an den gestrigen Abend denke! – Bitte, bleib‘ mir gut! Die Folge soll dich lehren, daß ich den Entschlüssen, die ich heut Morgen gefaßt habe, treu bleibe, daß ich bereue, was ich gethan, und daß ich Dich, meinen einzigen wahren Freund in Barmen, der mir auch meine Fehler mit treuer Freundeswarnung zeigt, gewiß und wahrhaftig von Herzen lieb habe. – Nur dieß Mal verzeih noch – – o Gott!! – Lege bei Deiner Frau ein Wort der Fürsprache für mich ein! – Ich wage es nicht, vor ihre Augen zu treten, bevor sie meine Reue durch Dich weiß. – Ich möchte mich todtschießen. – Wenn Du mir vergibst, so komm‘ nach sechs diesen Abend zu mir herauf, und zeige mir durch den Druck Deiner Hand, daß du mir noch der Alte bist! – Du mußt viel mit mir leiden und oft vergeben – dieß soll aber, bei Gottes und meinem bessern Selbst, das letzte Mal gewesen sein, daß ich Dir Anlaß dazu gebe – Treu und vom Herzen (wahrhaftig!!) […]“ – Ab Mitte Mai 1837 arbeitete Freiligrath im Kontor einer Tuchhandlung in Barmen. Die Bürozeit endete um sechs Uhr. Seinen Stammtisch hielt er im Clevischen Hof. Er wohnte im Hause des Buchhändlers Wilhelm Langewiesche in der Wertherstraße. Dieser regte ihn auch zu dem Auftragswerk „Das malerische und romatische Westphalen“ (1841) an. – Briefrepertorium (online) Nr. 1611. Druck: Börsenblatt (1902), S. 6148 (Quelle: Barmer Zeitung, 1897, Nr. 261, Sonntagsblatt). – Gering fleckig und knittrig, kleine Randläsuren, horizontaler Durchriss teilw. mit Japan hinterlegt. – Sehr selten so früh.