Dessau, Paul, Komponist (1894-1979).

3 eigenhändige Briefe mit Unterschrift (davon 1 als Nachschrift) sowie eigenh. Schriftstück mit Unterschrift Berlin, 26. XI. 1959 und November 1960, Gr.-8° und Fol. Zus. ca. 6 Seiten..

Nicht vorrätig

Beschreibung

An den Verlagsleiter der „Edition Peters“ in Leipzig Georg Hillner über das Erscheinen und mit Korrekturen (mit 2 Notenbeispielen) der Partitur zu seiner „Jüdischen Chronik“. Die „Jüdische Chronik. Für Alt- und Baritonsolo, Kammerchor, 2 Sprecher und kleines Orchester“ ist ein 1961 erschienenes Gemeinschaftswerk von Boris Blacher, Paul Dessau, Karl Amadeus Hartmann, Hans Werner Henze und Rudolf Wagner-Régeny. Text von Jens Gerlach. – 1960 wandte sich Paul Dessau an einen ostdeutschen und drei westdeutsche Kollegen, Rudolf Wagner-Régeny sowie Boris Blacher, Karl-Amadeus Hartmann und Hans Werner Henze, mit der Bitte, ein gemeinsames Oratorium über den Genozid an der Juden zu schreiben. So entstand die „Jüdische Chronik“ nach einem Text des Weimarer Lyrikers Jens Gerlach. Es war das erste musikalische Werk, das in Deutschland darüber geschrieben wurde. Das Thema war aktuell. Die „Hallstein-Doktrin“ der Adenauer-Zeit mit ihre politischen Bewegungslosigkeit und der Forderung nach den Grenzen von 1937 im Hintergrund (die Organisationen der Vertriebenen forderten sogar die Grenzen von 1939) und ein latent weiter wirkender Antisemitismus sorgten für ein Klima, das nicht nur die osteuropäischen Nachbarn beunruhigte. Die Uraufführung sollte als Doppel-Premiere am 24. Oktober 1961 unter der Leitung von Witold Rówicki in Köln in der Reihe „musik der zeit“ des WDR und in Leipzig unter Herbert Kegel in einem Konzert des DDR-Rundfunks stattfinden, und beide Konzerte sollten direkt übertragen werden. Das künstlerische Ereignis solle ein politisches Zeichen der Verständigung setzen. Aber dazwischen lag der 13. August 1961. Die Mauer trennte von nun an Ost und West. Karl Amadeus Hartmann und Boris Blacher baten um Verschiebung der Aufführung, weil sie zu Recht befürchteten, im Westen in einen politischen Hexenkessel und eine Rufmord-Kampagne zu geraten. Paul Dessau war enttäuscht. Auch eine Aufführung im September 1962 zum „Warschauer Herbst“ zerschlug sich, und es vergingen noch einmal dreieinhalb Jahre, ehe sie am 14. Januar 1966 in Köln unter Christoph von Dohnányi und kurz darauf in Leipzig unter Herbert Kegel stattfand.