Bülow, Hans von, Pianist, Dirigent und Komponist (1830-1894).

6 eigenhändige Briefe mit Unterschrift Hamburg und Berlin, 23. II. 1887 bis 26. II. 1892, 8°. Zus. ca. 8 Seiten. Doppelblätter.

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Beschreibung

An den Komponisten und Klavierpädagogen Emil Breslaur (1836-1899) in Berlin. – I. (23. II. 1883): „[…] Hierdurch gestatte ich mir und beehre ich mich, Ihnen mit der Summe von zwölfhundert Mark den Rest des mir von der Conzertdrektion Hermann Wolff für Leitung der Neuen Hamburger Abonnementsconzerte gewährten Honorars als bescheidenen Beitrag zur Kasse des von Ihnen gegründeten ‚Vereins der Musiklehrer u. Lehrerinnen zu Berlin‘ zu übermachen. Nicht, wie vielleicht irgend ein anmuthiges Organ der Berliner Lakaienpresse bemerken möchte, aus dem unlauteren Leitmotive, meinem unerreichten erlauchten Collegen Hrn Anton von Rubinstein [der 1000 Mark gespendet hatte] etwas ’nachäffen‘ zu wollen, sondern gedrängt von dem innigen Wunsche, ein Zeichen der Erkenntlichkeit zu geben für das freundliche Wohlwollen, welches Ihr ‚Klavierlehrer‘ seit Jahren meinen künstlerischen Bestrebungen geschenkt hat, insbesondere auch für die moralische Unterstützung, welche ich Ihnen im Kampfe gegen eine Agitation schulde, in welcher der gebildete Berliner Pöbel dem ungebildeten Prager und Dresdner so eifrig secundirt hat, daß es für mich unentschieden bleiben musste, ob freche Bosheit oder kindische Albernheit sich verdienter gemacht […]“ – Druck: Briefe Bd. VII, Nr. 88 (gekürzt). – Auf mont. Zettel eine Anmerkung Breslaurs. – II. (10. III. 1887): „[…] Mit meinem verbindlichsten Danke für das Geschenk Ihrer ‚Methodik [des Klavierunterrichts; 1887]‘ muß ich für jetzt das Bedauern verbinden, selbst zu einer oberflächlichen Durchsicht einer so reifen vollen Geistesfrucht – und, wie Sie wissen, cultiviere ich das Oberflächliche Flüchtige nicht – der erforderlichen Muße zu entrathen. Der ‚Wonne’monat Mai ist in Frankfurt a. M. am Raffconservatorium von mir speziell zur Vertiefung in klavierspielerische Materie bestimmt. Darf ich gehorsamst bitten, bis dahin Ihr schmeichelhaftes Verlangen nach einem placet um nicht zu sagen Urtheil meinerseits zu vertagen? Ein paar banale Reclamecomplimente würden sich schlecht zu der vorzügl. Hochachtung reimen, mit welcher ich Ihren Leistungen gegenüber die Ehre habe mich zu nennen […]“ – Druck: Briefe Bd. VII, Nr. 89. – III. (18. I. 1888): „[…] Dankbar eingedenk des freundl. Rathes, den Sie mir vor Jahresfrist ‚in angustis‘ erteilt haben, sogar die gr. Presse (geschweige Monatsbl.) zu ignorieren und meinen Feinden od. Neidern die ehrende Gefälligkeit einer Replik zu verweigern, gedenke ich auch heuer diesem Schweigesystem treu zu bleiben. Entschuldigen Sie gütigst, daß ich mit Ihrer Ansicht, mich zur Concurrenz mit Mr. Nobody herbeizulassen, nicht übereinzustimmen vermag. Die schott. Sinfonie wird noch ins nächste Säculum kommen; die andre, welcher hier substituirt wurde, ist weder des treffl. Orchesters noch des treffl. Publikums der philharm. Conzerte würdig. In Kunstsachen hört bei mir die Gemüthlichkeit (d. i. die persönl. Rücksicht) eben auf […]“. – IV. (28. XII. 1889): „[…] L’ennui porte conseil. Auch S. weiland M. König Salomo soll journalier gewesen sind. Bei Rerumination Ihres Schreibens hats mich bedünkt, daß Sie persönlich viel Werth auf die Nichtpublikation der Großthat des ‚feinen Willem‘ legten. Das einzige Mittel zu diesem Zwecke blieb die Mittheilung Ihres Briefes an die Red. der ‚H. S.‘ Ich habe es so eben versucht und bitte um Indemnitätsbill, falls gute Absicht wieder einmal Höllenstraßenasphalt geliefert haben sollte […]“ – Respektblatt mit einer gedruckten Gegendarstellung. – V. (16. II. 1892): „[…] hierdurch nehme ich mir die Freiheit, mein gehorsamstes Ersuchen zu wiederholen, mir gütigst die impertinenten Expectorationen grüner/grauer Dilettanten nicht mehr zusenden zu wollen. Diese Sorte times-server und Mit dem Stromschwimmer ists gerade, die hauptsächlich dazu beigetragen hat, mir die Wirksamkeit in der Hauptstadt – gründlichst zu verekeln. Aus dem inl. Wiederabdruck eines Artikels der Kreuzzeitung vom 9. d. [liegt bei; Anstreichungen] ersehen Ew. Wohlgeboren das Nähere, falls es dieselben interessieren sollte […]“ – Respektblatt bedruckt. – VI. (26. II. 1892): „[…] Schönsten Dank daß Sie mich lehren, wie ich dereinst denen zu entgegnen haben werde, die mich der Impotenthatkraft zu zeihen die Ochsenstirn haben werden! Aber unvorsichtig ist diese Mahnung weil Ihre ‚Freunde‘ durch meine sofortigen Defensivmaßregeln stark-bedroht-gedacht werden können. Leider fehlt es mir an Zeit, einen concurrenzgewachsenen geistreichen Citatenkugelwechsel mit Ihnen zu eröffnen: den poetischen Hinzpeter Divi Augusti mit justum ac propositi tenacem zu beschwören, wäre doch ein klein wenig vulgär. Nicht? Bitte wollen Sie jedoch die Widersprüche bemerken, in die Sie Ihre gütige Theilnahme für Carlsbad oder Homburg verwickelt. Erst soll ich sarastromäßig aufs Gerede der Gegenwartslümmel nichts geben uns dann soll ich mich durch das d[it]o der Zukunftsschafsköpfe bestimmen lassen? Qu’en dira t’on soll auf mich mehr Macht üben als qu’en dit on? Ist Berlin die Welt? Entschuldigen Sie mein vielleicht bereits schon hanseatisirtes (entpreußtes) Hirn? Das will nicht hinein. Aber – laßen Sie mich – für Ihre Zeitung – Sie auf etwas wahrhaft Goldenes aufmerksam machen. Lesen Sie das Morgenbl. der Bresl. Ztg. No. 124 19. Febr. Da ist eine Prachtkritik enthalten über ein Conzert von Dr. E. Bohn. Wenn das, was Selbiger übers polizeiwidrige Componiren sagt, zur Behirn- u. -herzigung der musikleidenden Menschheit gebührend verbreitet würde, so brächte das größeren, direkten Nutzen als Jankoklaviatauren, R.sche Phrasirungsbogen u. noch diverse andere Allotria […]“ – Beiliegend ein Konzertprogramm sowie ein Heft des „Klavier-Lehrer“ (15. II. 1892), beide mit eigenh. Anmerkungen Bülows in Blaustift.