Brod, Max, Schriftsteller (1884-1968).

Eigenh. Manuskript mit Namenszug „Max Brod“. Ohne Ort und Jahr [Prag, Juli 1912], Gr.-Fol. (33,5 x 21 cm). 6 Seiten auf 6 Blättern. Mittelfalz.

Nicht vorrätig

Beschreibung

„Die Axiome über das Drama und Shakespeare“. Im Druck erschienen in der Zeitschrift „Die Schaubühne“, Jg. VIII, Bd. 2; August 1912, S. 150-64): „Das alles Dramatische seiner Natur nach – bei scheinbarer Unbegrenztheit – im Grunde die engsten stilisiertesten Grenzen hat, dass es seine Wirkungen gerade aus seinen immanenten Mängeln holt und holen muss, glaube ich (in Nummer 38 des siebenten Jahrgangs der ‚Schaubühne‘) nachgewiesen zu haben. Nur die Reden der handelnden Personen, ihre gesprochenen Gedanken, allenfalls auch die verhehlten und die groben Umrisse der Handlung kann die Bühne eindeutig vermitteln. Alles andere dagegen (Kostüm, Milieu, Stimmung, Masseneffekte) bleibt den ungelenk umherirrenden Blicken des Publikums wehrlos ausgesetzt, bleibt vielen Deutungen und, was das Entscheidende ist – denn auch Worte haben viele Deutungen – vielen berechtigten Deutungen offen […] Shakespeare hat die Stilisierung seiner Kunst wie keiner nach ihm begriffen, er hat von allen seinen Figuren und Geschehnissen nur die dramatische Essenz gezeichnet, nicht mehr. Daher sind viele Auffassungen, Ausfüllungen möglich, weder Akteure noch die Künstler der Regie fühlen die Hände gebunden. Es entsteht ein Gesamtkunstwerk. Nicht dadurch, dass die drei Künste von vornherein aufeinander abgestimmt werden, sondern dadurch, dass jede für sich nach ihrer eigenen Vollkommenheit strebt.“ – In Max Brods deutscher Schrift. Mit einigen Korrekturen von der Hand des Herausgebers der „Schaubühne“, Siegfried Jacobsohn (1881-1926).