Benn, Gottfried, Schriftsteller (1886-1956).

Eigenh. Manuskript. Ohne Ort und Jahr [Berlin, April/Mai 1956], Fol. 1 Seite.

Nicht vorrätig

Beschreibung

Unveröffentlichtes Fragment aus dem Nachlass: „Ist Altwerden eigentlich ein Glück? || Wenn man alt wird d. h. nach Jahrzehnte langem Arbeiten, fängt man an, viele Dinge anders zu sehn, als man sie anfänglich sah, es ist nicht der Unterschied zwischen Jugend u Alter, den ich im Auge habe, sondern der Unterschied zwischen den Dingen, bevor man an sie herantrat, u den Dingen, die man bearbeitet hat u dann zurücklässt u andern überlässt. Warum hat man eigentlich überhaupt eine eigene Position bezogen, warum […] Lamento gemacht, sei es lyrisches, sei es episches, sei es gedanklich Lamento. Soll man, fragt man sich blasphemische Werke verfassen wie Voltaire oder Lautréamont, frivole wie Rabelais […] unentrinnbar melancholische wie Lenau oder Leopardi, abwegige wie Kleist in der Penthesilea Soll man an den Schlaf der Welt rühren [Einfügung: der ja vermutlich auch etwas Heiliges hat]? Für wen, für was, sind die Kulturkreise, die nie an den Schlaf der Welt rührten, weniger menschlich, anthropologisch fragwürdiger? Die Kulturkreise, der Einbruch von der Vorstellung die war und verging in meine Generation ist bisher garnicht genügend festgestellt. Bei Nietzsche war er noch nicht erfolgt. | Beinahe erhoffen wir in […] Den […], dem […], in den ich 50 Jahre sah von jedem der Cro Magnon anstrebte nicht. | bis Florenz u Athen. Dann kam Ägypten hinzu, dann Mesopotamien [?] in den letzten 50 Jahren sah man […] den Cro Magnon […]“ Oben rechts am Kopf die beiden Stichworte „unbescheiden“ und „Kosten machen“. – Beiliegend ein masch. Transkriptionsversuch von Ilse Benn. – Schwer lesbares Nachlassfragment, das in der Stuttgarter Ausgabe etwa in Bd. VII/2 bei S. 376-78 einzuordnen wäre. Ein Fragment mit ähnlichem Textanfang wird von H. Hof (a. a. O. S. 614) den Vorarbeiten zu Benns Dankesrede zu seinem 70. Geburtstag zugeordnet.