Beschreibung
An einen Galeristen in Stuttgart wegen einer Ausstellung: „Sehr geehrter Herr, ich bedaure selbst sehr, daß Ihre Bemühungen keinen Erfolg hatten, aber wenn ich nun bei Flechtheim wegen einer Ausstellung bei Ihnen nicht vorstellig werde, so bitte ich Sie zu berücksichtigen, daß ich nicht ohne Grund in diesen und ähnlichen Fragen mit der Durchbringung meiner Wünsche zurückhalte, indem die Regelung von Einzelheiten dem Urteil eines Herrn anvertraut ist, dessen Dispositionen ich nicht durchkreuzen will. Ich weiß z. B. im Augenblick nicht, wieviel Muster er grade frei hat und wohin er sich damit zu wenden beabsichtigt. Nichts für ungut! Mit vorzüglicher Hochachtung […]“ – Der berühmte Galerist Alfred Flechtheim gab nicht nur die Bürgschaft für Barlachs neues Atelierhaus im mecklenburgischen Güstrow, er regte ihn auch zu einer intensiven Auseinandersetzung mit dem Material Bronze an. 1930 vereinbarte er mit dem Künstler ein erstmaliges Gussprogramm von zwanzig Werken nach Modellen, die seit 1907 entstanden waren. Noch im selben Jahr wurden die Arbeiten im Rahmen einer erfolgreichen Einzel- und Verkaufsausstellung sowohl in Berlin, als auch in Düsseldorf gezeigt. Eine ab 1931 geplante Erweiterung des Gussprogramms scheiterte jedoch an der Liquidierung der Berliner Galerie, der Emigration Flechtheims 1933 sowie an Barlachs sich umkehrender Reputation und seiner zunehmenden Diffamierung durch die Nationalsozialisten als „entarteter“ Künstler. – Eingangsstempel. Etw. gebräunt und angestaubt. Kleiner Einriss.