Barlach, Ernst, Bildhauer, Graphiker und Schriftsteller (1870-1938).

Eigenhändiger Brief mit Unterschrift Güstrow „Haus Heidberg“, 4. X. 1931, Fol. 1 Seite. Gedruckter Briefkopf.

Nicht vorrätig

Beschreibung

Sehr interessanter Brief an Paul Brockhaus über Barlachs Entwürfe für die Fassade der Lübecker Katharinenkirche: „[…] eine neue Figur für die Katharinenkirchenfassade ist zwar vorhanden, aber einstweilen nur als Gipsmodell, und es ist mir seit langem gegen den Strich, von Gips Bilder machen zu lassen, die […] etwas Totes ergeben, außerdem ist mit Herrn Dr. Heise vereinbarth, daß Reproduktionen nur bei ganz besonderen Anlässen veröffentlicht werden dürfen. Ich sende Ihnen heute einige Fotos mit der Bitte, daraus das Ihnen passend Dündenke auszuwählen, Details vom Hamburger Ehrenmal, eine Grabfigur für den Park in Ebersdorf für den Erbprinz Reuß […]. Hoffentlich treffe ich mit diesem Vorschlag das Richtige […]“ – 1929 begann Ernst Barlach auf Anregung des Lübecker Museumsdirektors Carl Georg Heise mit den Entwürfen für ein Skulpturenensemble für die Nischen in der Westfassade der Katharinenkirche unter dem Titel Gemeinschaft der Heiligen. Heise trat dabei als Auftraggeber auf und organisierte die Finanzierung, die Stadt und ihr Denkmalrat gaben die Erlaubnis zur Aufstellung, wenn auch gegen starke Kritik des Vereins für Heimatschutz, der die gotische Fassade unberührt lassen wollte. Bis 1933 konnten von dem ursprünglich auf 16 Statuen ausgelegten Projekt lediglich drei Klinker-Statuen ausgeführt werden: Frau im Wind. Bettler und Singender Klosterschüler. 1933 wurden die Skulpturen zunächst auf dem Hochchor der Katharinenkirche, nach Barlachs Meinung einem schöneren Ort als an der Fassade ausgestellt. Heise, der 1933 entlassen wurde, gelang es im Februar 1936, die Figuren als Privatbesitz vor einer Auslieferung als Entartete Kunst nach Berlin zu verstecken und damit zu retten. – Erwähnt werden ferner das Hamburger Ehrenmal und die Grabanlage der Reuß-Dynastie in Ebersdorf, die Barlach beide 1931 vollendete. – Beliegend die gedruckte Todesanzeige „Ernst Barlach Ritter des Ordens pour le Mérite“ vom 24. Oktober 1938.