Altenberg, Peter, Schriftsteller (1859-1919).

Eigenh. Manuskript „Kränkung“. , Ohne Ort und Jahr, Gr.-4°. 2 Seiten auf 2 Blättern. Briefkopf „Graben-Hotel“.

Nicht vorrätig

Beschreibung

„Kränkung. Daß ich ohne dich nichts mehr mit Freuden tun kann, ist mein Schmerz. Daß es mir bereits schmeckt, wenn es dir schmeckt! Daß dir zuzusehen, wie du, noch dazu für mein Geld, dich delektierst an Karfiolsuppe, Einmach-Huhn mit Markknöderln, und Chokolade-Pudding mit Aprikosensaft, Gorgonzola, Gold-Kaffee und Orangen-Liqueur, in Summa, die ich selbst bei halben Preisen von dem Hotelier-Mäzen Ludwig Domansky habe, drei Kronen ohne das Trinkgeld, daß, wie gesagt, dir zuzuschauen essen, mich fast sättigt, und ich meinen gesunden Egoismus eingebüßt, Das kränkt mich! Wie kann ich da gedeihen für der Kunst, oh für die Kunst, wenn ich meine ganze Seelenkraft Dir spende?! Wenn ich wenigstens die Empfindung hätte, ich habe ein besseres Geschäft gemacht an Dir!? Aber ich empfinde es als schlechteres Geschäft! So hat Torquato Tasso im ‚Goethe‘ sich nie so recht ernstlich für die Prinzessin entscheiden können, weil er eben ein Dichter von Gottes Gnaden war! An solchen Beispielen muß ich mich emporranken, obzwar ich riesig glücklich bin, daß ich Dich hab!“ Eintragungen des Setzers. – Druck in: Nachfechsung (1916).