Album amicorum – Israel, Johann Conrad, Pfarrer in Westuffeln und Mörshausen (1763-1833).

„Seinen Gönnern und Freunden widmet diese Blätter.“ Stammbuch des Johann Conrad Israel. Handschrift auf Papier. Marburg u. a., 1783-88, Qu.-8° (ca. 10 x 17 cm). Mit 2 Aquarellen und 2 Silhouetten. Mit zus. 192 Eintragungen. 262 pag. S., 9 Bl. Register. Marmoriertes Ldr. d. Zt. mit Deckel- und Rvg. (etwas bestoßen).

Nicht vorrätig

Beschreibung

Interessantes Stammbuch aus Marburg. Eine Besonderheit sind die recht zahlreichen Einträge ungarischer, litauischer und polnischer Studenten, die wohl auf die Marburger Studienförderungen zurückzuführen sind. Die Aquarelle zeigen eine Vogelhändlerin und ein Paar. – Unter den prominenten Beiträgern finden sich: I. (S. 30) Wilhelm Münscher (1766-1814) Theologe, Prof. und Prorektor in Marburg, sein Onkel Friedrich Grimm war der Großvater der Brüder Grimm; ADB XXIII, 22. – II. (S. 48) Hermann Friedrich Rehm (1763-1827) Pfarrer in Immichenhain, anschl. Metropolitan in Waldkappel und später Neukirchen. Er hat durch zahlreiche kleinere Schriften auf das geistige und öffentliche Leben Einfluss genommen; Hamberger-M. XV, 112 f.; Strieder, XI, 247-56. – III. (S. 60) Johann Friedrich Ludwig Drewes (1762-1834) Pfarrer erst in Detmold, dann in Hillentrup, Kirchenlieddichter. – IV. (S. 67) Nathaniel Caesar, Rektor am Lyceum Fridericianum in Kassel von 1802-1835, vorher dort schon Lehrer; Jakob Grimm fühlte sich durch diesen verletzt, weil er, der Zugezogene, von ihm mit ER angeredet wurde, die Städter aber mit SIE…in Jacob Grimms Selbstbiografie (Strieder-J. XIX, 148-64) heisst es : „Bei dem damaligen dritten Lehrer, dem noch jetzt als Professor und Rektor an derselben Schule stehenden Kollab. Cäsar gieng es zwar ordentlicher, und es wurde gelernt, aber hingezogen fühlte ich mich doch nie zu seinem Unterricht (wie zu dem des seel. Richter), welches vielleicht mit davon herrührte, daß er mich nach alter Sitte er anredete, während alle meine Schulkameraden aus der Stadt ein Sie bekamen, vermuthlich weil ich vom Lande her in die Stadtschule aufgenommen worden war. Solche Ungleichheit, die auch seitdem gewiß lange abgestellt worden ist, sollte sich ein Lehrer nie erlauben, weil sie von allen Schülern lebhaft wahrge-nommen wird […]“ – V. (S. 74) Friedrich Christian von Motz (1768-1833) kurhessischer Geheimrat, Präsident der Finanzkammer, Bruder des späteren preussischen Finanzministers Friedrich von Motz. – VI. (S. 89) Wilhelm Friedrich von Trott zu Solz, ab 1801 Regierungsrat in Marburg, ab 1802 Richter am Hofgericht, ab 1804 Richter am Appellationsgericht in Kassel, ab 1808-1813 Mitglied am höchsten Gerichtshof in Westfalen, Mitglied der westfälischen Reichsstände ab 1808, vgl. Brakensiek Stefan, Fürstendiener-Staatsbeamte-Bürger, S. 402, Anm. 47. – VII. (S. 98) Heinrich Crede (?-1814) ab 1789 a.o, ab 1792 ordentlicher Prof. der Philosophie in Marburg, vgl. Nekrolog in der Allgemeinen Literatur-Zeitung, Halle/Leipzig, vom Jahre 1815, 3. Band, Seite 510. – VIII. (S. 101) Johann Gideon Schantz (1764-1828) Pfarrer, Theologe und Schriftsteller, vgl. Strieder-J. XIX, 587-89. – IX. (S. 113) Adam Herepei (?-1814) ab 1790 Professor der Theologie am ev.ref. Kollegium in Klausenburg; vgl. Engel-S., Urkunden zur Geschichte der nichteuklidischen Geometrie, 1913, S. 4. – X. (S. 131) Georg Friedrich Samuel von Zanthier, nach seiner Soldatenzeit Schriftsteller und Herausgeber; verfasste und gab heraus u.a. die in mehreren Auflagen erschienenen „Erzählungen und Schwänke zur Unterhaltung und zum Zeitvertreib“, Quedlinburg, 1800, dort die Erzählung „Jugendlicher Muthwille des Freiherrn von Knigge“, die auch heute noch von Knigge-Biografen zitiert wird, vgl. Ingo Hermann, Knigge, 2007. – XI. (S. 168) Carl Wilhelm Justi (1767-1846) deutscher Philosoph und Theologe, Mitglied des Marburger Romantikerkreises um Brentano, Grimm usw. – XII. (S. 174) Georg Hugo von Gehren (1757-1830) Jurist; Fürstlich Isenburg. Regierungsrat in Büdingen; vgl. Strieder VII, 157 ff. – XIII. (S. 175) Carl Christian von Gehren ( 1763-1832) Theologe; ADB VIII, 499. – XIV. (S. 189) Georg Nagy, Subrector des Gymnasiums zu Oedenburg, danach Prediger in Harkau, Verfasser der „Einleitung in die ungarisch-philosophische Sprachlehre“, Wien, 1793, vgl. Eva Martins, Studien zur Frage der linguistischen Interferenz, 1970, S. 87. – XV. (S. 193) Abel Theodor Wilhelm Mäder (1765-1834) Theologe, Pfarrer und Konsistorialrat in Mühlhausen, Freund Pfeffels, Oberlins und Hebels, Schriftsteller, siehe Goed. XIII, 98; Hessische Biografie. – XVI. (S. 195) Johann Ludwig Völkel (1762- 1829) bedeutender Archäologe und Bibliothekar, Freund der Brüder Grimm; ADB XL, 233-35: „Ein Ehrendenkmal setzte ihm Jakob Grimm in dem schönen Nekrolog der Kasselschen Allgem. Zeitung 1829, Nr. 33, S.158. Sein Eintrag: „Our joys are short and broken.“ – XVII. (S. 197) Johann Nepomuk Bagnato, Sohn bzw. Enkel der berühmten Deutschordensbaumeister Franz Anton bzw. Kaspar Bagnato, wurde selbst als Kanzleivorsteher auf der Mainau vom Deutschmeister geadelt und war bis 1822 Amtsvorsteher des Oberamtes Waldsee. – XVIII. (S. 203) Johann Lorenz Zimmermann (1762-1834) Prof. der Theologie in Marburg; Strieder VII, 358-60. – XIX. (S. 211) Georg Friedrich Carl Robert (1765-1833) Jurist, Hochschullehrer und Politiker. – XX. (S. 226) Johann Heinrich Beermann (1767-1850) während der napoleonischen Zeit Präsident des Kriminalgerichtshofes in Kassel, ab 1815 preußischer Regierungsrat in Aachen, mehrere kriegsrechtliche Werke und Verfasser eines Strafrechtshandbuchs; Stefan Brakensiek, Kultur und Staat in der Provinz, 153. – XXI. (S. 237) Otto von Porbeck (1764-1841) Justizrat, Regierungsrat, ab 1821 Regierungspräsident in Kassel, dann Präsident des Oberappellationsgerichtes und Verfasser des Entwurfes zur Kurhessischen Verfassung von 1831. – XXII. (S. 239) Georg von Porbeck (1763-1815) Bruder des vorigen, Beamter, Richter, Gymnasialprofessor. – Einige Eintragungen des Stammbuchhalters (etwa zu Tod der Beiträger). – Etw. fingerfleckig. – Beiliegend eine ausführliche Dokumentation aller Eintragungen nach den Marburger Matrikeln und mit Quellenhinweisen.