Album amicorum -, .

Stammbuch aus der Weimarer Gesellschaft und dem Weimarer/Jenaer Studentenmilieu zur Goethezeit. Weimar, Jena, Rudolstadt, Blankenhain, 1803-1833, Qu.-8° (11,5 x 18 cm). Ca. 75 Bl. mit 38 Eintragungen, 1 Stickbild, 1 Federzeichnung, 13 Aquarellen, 1 kolorierten Kupferstich und verschiedenen Bordüren, Verzierungen und Ornamenten. Roter Pp. d. Zt. in Maroquinmarnier in grünem Schuber (beide etwas bestoßen bzw. beschabt).

Nicht vorrätig

Beschreibung

Sehr schönes, reich illustriertes Stammbuch aus der Weimarer Gesellschaft um Goethe, mit reizvollen Federzeichnungen und Aquarellen, teils von künstlerischer Qualität, besonders hervorstechend „Das Paradies bei Jena“ von J. Th. Freyberg, „Die Kunitzburg ohnweit Jena“ von Friedrich A. E. Petters und eine Szene in der Backstube 1806 von Henriette Schulz, ferner Freundschaftstempel u.a. von Heinrich Baldauf, Freundschaftsdenkmäler, florale und ornamentale Vignetten, Bäume-, Blumen- und Landschaftsdarstellungen. – Es ist nicht klar ersichtlich, ob das Album einer jungen Dame aus Weimar gehörte, die Beziehungen zum Jenaer Studentenmilieu pflegte, oder ob der Inhaber ein junger Weimarer war, der in Jena studierte. Auf jeden Fall lassen die Eintragungen, die mit einer späten Ausnahme (1833) aus den Jahren 1803-1816 datieren und mehrheitlich aus Weimar, teils auch von Studenten aus Jena (1814-1815) stammen, auf die höhere Weimarer Gesellschaft und den weiteren Goethe-Umkreis schließen. Die eingetragen Studenten waren u.a. angehende Theologen, darunter der polyglotte Schleiermacher-Schüler Leopold Petz (1794-1840), der aus Goethes Gedicht „Der Sänger“ zitiert. Eingetragen hat sich auch der Medizinstudent Johann Theodosius Freyberg, der Präparand bei dem Jenaer Chemiker Johann Wolfgang Döbereiner (1780-1849) und als solcher Goethe bekannt war, in dessen Briefwechsel mit Döbereiner er erwähnt wird. Von Freyberg, der später Amtsarzt zu Allstedt wurde, stammt die schöne aquarellierte Zeichnung des Jenaer Paradies. Auf den Goethe-Umkreis deutet der Eintrag von Johann Christian Lieber (1757-1836), der sich, mit Gattin und Tochter, 1803 in diesem Album verewigte. Lieber war Friseur von Großherzogin Anna Amalia, später großherzoglicher Kammerdiener und mit Goethe bekannt, der dessen Sohn, den Maler Karl Wilhelm Lieber (1791-1861) protegierte und ihn zum Studium an die Dresdner Kunstakademie schickte, wo er Schüler von Caspar David Friedrich wurde. Ebenso trugen sich der großherzogliche Kammerdiener Gottfried Wächter mit seiner Gattin Amalia, Caroline Michaelis, Ernst Th. Weiss, Friedrich Kluge und der Weimarer Bäckermeister Johann Friedrich Bernhard Rückoldt (1764-1842) in das Stammbuch ein. Bedeutsam ist darüber hinaus das sehr frühe künstlerische Zeugnis der später erfolgreichen Blumenmalerin Franziska Schulze (1805-1864). Die knapp Zehnjährige verewigte sich 1815 an der Seite ihrer Schwestern Charlotte und Albina in diesem Album und verzierte ihren Eintrag und den ihrer Schwester Albina mit zwei in Wasserfarben gemalten Blumensträußen. Von Wilhelm Baldauf stammt 1812 der Sinnspruch: „Weimar ist eine schöne Stadt, die auch schöne Mädchen hat“.