Beschreibung
Sehr ausführlicher und informativer Brief über ihre Tätigkeit als Autographensammlerin: „… Euer Hochwohlgeboren! Es gereicht mir zum besonderen Vergnügen Ihnen meine Photographie, die leider in jeder Beziehung hässlichist, senden zu dürfen, u. habe ich mich sehr gefreut, Ihre Bekanntschaft wenigstens im Bild zu machen … Ich weiß nicht, ob Ihnen bekannt ist, daß ich seit 8 Jahren mit großer Leidenschaft Autographen sammle? In dieser Zeit habe ich zwischen 5 u. 6000 Nummern zusammengebracht, darunter allerdings sehr Vieles von zweifelhaftem Werthe, aber auch Proben erster Größe wie z. B. Rafael Sanzio di Urbino. Heute erhielt ich den Mormonen-Propheten Brigham Young und fast kein Tag vergeht ohne Aquisitionen. Besonderen Werth lege ich auf ältere Schriften, des 30 jähr. Krieg u. das Reformationszeitalter ist schon sehr hübsch vertreten, auch andere geschichtliche Gruppen, wie z. B. das mexikanische Drama interessieren mich speciell, aber alles findet Aufnahme was in eine solche Sammlung gehört. Berühmte u. berüchtigte Persönlichkeiten durch alle Rubriken sind … mit möglichst genauen biographischen Notizen versehen. Diese Sammlung macht mir so viele Freude weil mir’s natürlich nicht nur um die Schriftzüge zu tun ist. Ich mache mich dadurch überall ein wenig bekannt, frische Vergessenes auf und lerne Neues. Auch ist es eine Freude, wenn man Schriften geringfügigen Inhaltes gegen bessere vertauschen, den Briefen der Künstler eine kl. Skizze, den Musikern Noten beilegen kann und dergl. Das Einzige was die Freude etwas verleidet: daß man wohl oder übel betteln muß! …“ – Elise von König-Warthausen war eine der wenigen Frauen, die schon im 19. Jahrhundert eine bedeutende Autographensammlung zusammentrugen und war damit ein Einzelfall, was Günther Mecklenburg in seinem Lehrbuch wie folgt kommentierte: „Es ist eine merkwürdige, nicht zu übersehene Tatsache, daß das Autographensammeln eine fast ausschließlich männliche Angelegenheit ist …“ (Vom Autographensammeln, Marburg 1963). Die Sammlung König-Warthausen wurde im Oktober 1951 von J. A. Stargardt und Karl & Faber versteigert.