Beschreibung
Prachtvoller Brief an seinen Vater, König Friedrich Wilhelm III, über seinen Kuraufenthalt in Bad Kissingen: „Lieber Papa; Vom hiesigen Aufenthalt, wovon ich mich schäme noch nicht geschrieben zu haben, kann ich bisher Gottlob nur Gutes berichten. Ich bin hier jetzt so wohl als ich hergekommen und mehr kann ich nicht verlangen. Der Ragozy[-Brunnen] von dem ich frühmorgens von 1/2 7 an 5 Becher trinke thut seine verfluchte Schuldigkeit. Dieser ung[a]rische Fürst quillt in einer schön ausgemauerten Vertiefung mit 4 schönen Steintreppen und von Ballüstern umgeben zunächst an einer offenen Quelle, wo man bey schlechtem Wetter spatziren soll, (was wir aber glückl[icher]weise noch nicht erlebt haben). Er hat dicht bey sich, in derselben Vertiefung einen Adjutanten seiner Nazion, den Pandur […] Meine gute Elise legt sich Ihnen zu Füßen lieber Papa. Sie nimmt Bäder aus der hiesigen Saline, trinkt den Maximiliansbrunnen (der wie SelterWasser ist,) mit Milch. Es hat große Mühe gekostet, sie dazu zu bewegen. Es scheint ihr gut zu bekommen. Alle Reisegenossen beyder Geschlechter trinken Ragozy und viele baden. Auch ich bade immer um 10 Uhr früh in PandurWasser und soll von Zeit zu Zeit ein Solbad nehmen. Die Gegend ist nicht frappant schön aber gut; hügelig oder bergig vielmehr, grün und fruchtbar und längst dem Saalthal sind schöne Burgen und Schlösser, teils in Ruinen, teils bewohnt; der Promenaden giebts viele und recht verschiedene. Wir waren schon auf dem Claushof, einem schön im Bergwald geleg[enen] Försterhause […] Heut früh habe ich die traurige Nachricht vom plötzlichen Ende des armen G[eneral] von Witzleben erfahren […] Nach meiner innigsten Überzeugung hat er sich seit der July Revoluzion weder als Ihr Rath lieber Papa, noch als Kriegsminister bewährt. 13t. Ich finde keine andre Entschuldigung lieber Papa, um das abermalige, unschickliche Absetzen des Briefes zu beschönigen, als die Brunnen Vorschriften, die u. a. besagen, daß zu vieles Schreiben dem Gedächtniß schaden soll […]“ – Im Folgenden über die erlauchte Kurgesellschaft, darunter Herzog Adolf Friedrich von Cambridge, der „express um uns zu sehen auf ein paar Tage hergekommen“ sei. Am Schluss über politische Angelegenheiten; dringend befürworte er die Ernennung des Generals von Müffling zum Präsidenten des Staatsrats: „Wie ich schon öfters in früheren Zeiten es auszusprechen gewagt habe; im StaatsMinisterio ist eine Art von Anarchie, blos weil keine, den GeschäftsGang ordnende Autorität da ist […]“ – Müfflings Ernennung erfolgte am 2. April 1838. – Minimale Randläsuren.